Das Rubenshuis eröffnet Rubens Experience, den neu angelegten Garten und die Bibliothek

29 Augustus 2024

Nach einer grundlegenden Erneuerung wird das Rubenshuis am 30. August wiedereröffnet. Ihr Besuch beginnt fortan am Hopland 13. Das brandneue Gebäude von Robbrecht en Daem architecten verleiht Zugang zu Rubens Experience, dem aufwendig neu gestaltenten Barockgarten und der Bibliothek. Die erste Phase der umfassenden Restaurierung des Rubenshuis ist damit abgeschlossen.

Der neue Eingang des Rubenshuis am Hopland 13 befindet sich in einem zeitgenössischen Gebäude, das in ein anderes Universum führt. Es wurde nach dem Vorbild von zwei imposanten Bücherregalen konzipiert: ein subtiler Hinweis auf den Ort, an dem Rubens einst seine eigenen Bücher aufbewahrte und der heute die kunsthistorische Bibliothek beherbergt. Hinter der Fassade der riesigen, von Robbrecht en Daem architecten gestalteten Regalstruktur verbirgt sich Rubens’ Barockwelt, in der der hochbegabte Künstler nicht nur arbeiten, sondern auch ein ganz gewöhnlicher Mensch sein konnte: ein Mann, der seinen Garten und seine Bibliothek liebte, der leidenschaftlich gern kreierte und erneuerte, der ein gutes Gespür für Geschichten hatte und auf seinem Anwesen eine gewagte Mischung aus Baustilen einführte. Genau das erwartet die Besuchenden nach der Eröffnung auch bei Rubens Experience, im neu angelegten Garten und in der Bibliothek.

Als Blickfang dient der aufwendig neu gestaltete Garten, das grüne Verbindungsglied zwischen dem historischen Wohnhaus und dem Neubau. Der zeitgenössische Entwurf von Ars Horti umfasst rund 17.500 Pflanzen, die dank der Beratung des Antwerpener Modeschöpfers Dries Van Noten den Garten in jeder Jahreszeit zu einem farbenfrohen Erlebnis machen. In dieser grünen Oase mitten in der Stadt haben die Besuchenden eine herrliche Aussicht auf Rubens’ Wohnhaus, das wegen der Restaurierungsarbeiten zurzeit noch geschlossen ist. Im Besucherzentrum Rubens Experience ermöglichen hochtechnologische Anwendungen den Besuchenden, in Rubens’ Lebenswelt einzutauchen. In der Bibliothek kann jeder selbst Nachforschungen in den Tausenden dort aufbewahrten Dokumenten betreiben. Anlässlich der Eröffnung wird einen ganzen Monat lang im Rubenshuis gefeiert. Auf dem Programm steht ein überraschendes Angebot an Konzerten, Performances, Führungen, Vorträgen und DJ-Sets. Die letzten Tickets für diese Veranstaltungen gibt es auf der Webseite.

Ein augenzwinkernder Hinweis auf Rubens’ Werk

Auch Rubens selbst fürchtete eine gewagte Mischung verschiedener Baustile nicht. Sein Anwesen besteht aus der Kombination eines Renaissancehauses mit einem Barockatelier sowie einem Garten mit Portikus und Pavillon. Für den neuen Eingang des Rubenshuis’ am Hopland 13 hat sich Robbrecht en Daem architecten ganz bewusst für eine zeitgenössische Lösung entschieden, die Rubens eklektischem Geschmack entsprach. Das moderne Gebäude liegt etwas seitlich vom historischen Teil, außerhalb der Perspektivlinien. Dadurch bleibt der Blick vom Künstlerhaus auf den Portikus und den Garten erhalten und deren verbindende Funktion weiterhin gewährleistet.

Das Gebäude wirkt in mehrfacher Hinsicht wie ein augenzwinkernder Hinweis auf Rubens’ Lebensauffassung und Persönlichkeit. Die Säulenreihen an der Außenseite erinnern an die kräftige männliche Muskulatur, den Archetyp des starken Körpers, der oft im Fokus seiner Gemälde stand. Die zahlreichen, bei der Gestaltung verwendeten runden Formen haben eine überraschende Nebenwirkung: Sie erzeugen tagsüber wie nachts ein faszinierendes Spiel aus Hell und Dunkel. Rubens galt nicht umsonst als „Meister des Schattens”. Auch im Inneren bleiben die Architekten auf subtile Weise Rubens’ Stil treu. Die drei riesigen Wendeltreppen verkörpern Bewegung und Dynamik. Da sie nicht in einer geraden Linie verlaufen, sondern sich auf diagonale Weise einen Weg nach oben bahnen, wecken sie sogleich die Aufmerksamkeit der Besuchenden. Ein typischer Rubens-Trick: im wahrsten wie im übertragenen Sinne „aufsehenerregend“.

Farbenfrohes Schauspiel in jeder Jahreszeit

Rubens und seine Familie liebten ihren Garten: Man traf sich dort mit Freunden und Verwandten und die Kinder konnten dort unbeschwert spielen. Der Künstler nutzte den Garten aber auch, um seine Netzwerke zu unterhalten, für Ausstellungen, als Dekor für seine Arbeiten, als Showroom sowie als Liebes-, Obst- und Gemüsegarten. Vor allem war dieser Garten jedoch ein kleines „irdisches Paradies.”

Rubens beteiligte sich am Entwurf und nutzte dabei andere Gärten in Antwerpen, Brüssel und Italien sowie illustrierte Gartenbücher als Inspirationsquelle. Sein Entwurf für den Garten ist leider nicht erhalten geblieben und auch unter seinen zahlreichen Briefen gibt es nur einen aus dem Jahr 1638, in dem er über seinen Garten schreibt. Das Museumsteam und Ars Horti zogen alte Quellen, Stillleben und Dokumente zurate, um herauszufinden, wie der Garten damals ausgesehen haben könnte und welche Pflanzen darin wuchsen. Als repräsentativste Quelle diente dabei das Bild Der Spaziergang im Garten. Rubens’ Gemälde aus dem Jahr 1630 zeigt seinen Garten mit verschiedenen, durch kleine Tore voneinander getrennten Parterres, einem blühenden Tulpenbeet, einer großen Sammlung von Zitrusbäumchen in Töpfen und Kübeln sowie einem plätschernden Springbrunnen.

Heute findet man in dem neu angelegten Garten rund 17.500 Pflanzen: Bäume, Heckenpflanzen, Sträucher, Stauden, Zwiebel- und Knollenpflanzen in verschiedenen Parterres. Der Portikus und der Gartenpavillon bilden dabei ein prächtiges Dekor. Die Besuchenden schlendern durch Gemeine Akelei, Ringelblumen, Rosensträucher, Pfingstrosen, Zitruspflanzen und Feigenbäume, aber auch Mispeln, Wasser-Eichen, Immergrüne Magnolien, Geweihbäume und die fast 300 Jahre alte Heimische Eibe säumen den Weg. Der Garten bietet in jeder Jahreszeit ein farbenfrohes Schauspiel - reichend von Farben wie Bronze, Gelb und Braun im Sommer bis hin zu lebendigem Rot im Herbst - und zeigt aufgrund der ständig wechselnden blühenden Pflanzenarten sogar in den kältesten Wintermonaten fast jede Woche ein anderes Gesicht. Die Farbberatung übernahm der renommierte belgische Modeschöpfer Dries Van Noten. Bei der Neugestaltung des Gartens spielten aber auch Nachhaltigkeit und ein sparsamer Umgang mit Energie eine bedeutende Rolle. Das Rubenshuis will u. a. durch einen geschichteten Vegetationsaufbau sowie die Wiederverwertung von Regenwasser - ermöglicht durch sechs riesige in den Boden eingelassene Puffertanks - seinen Beitrag zur Verlangsamung des Klimawandels leisten.  

Schlüpfen Sie in Rubens’ Haut

Allen, die die Geschichte dieses Multitalents gern besser kennenlernen möchten, zeigt Rubens Experience, wer der Künstler - und auch der Mann hinter dem Pinsel -wirklich war. Eine audiovisuelle Show, interaktive Anwendungen und Kunstobjekte wie das berühmte Selbstbildnis bieten den Besuchenden die Möglichkeit, in Rubens‘ Haut zu schlüpfen. Rubens war nicht nur außergewöhnlich produktiv, sondern auch sehr gut organisiert. Bei seinen Skizzen und Studien handelt es sich nicht um schnelle Versuche, sondern um wohldurchdachte Basiszutaten für die Meisterwerke, denen sie zugrunde liegen. Sehen Sie sich die Inspirationsquellen an, die er sehr genau untersuchte und manchmal sogar kopierte.

Die Besuchenden können Rubens‘ Werk in verschiedenen Erlebnisbereichen selbst durchforsten und dort mancherorts lebensgroß und dann wieder bis ins kleinste Detail studieren. Außerdem führt uns der Künstler über das alte Antwerpen nach Rom, London, Paris und Madrid.

Ein Herz für Bücher

Rubens konnte seine Privatbibliothek nicht missen und erweiterte in seiner sage und schreibe 500 Werke zählenden Büchersammlung seinen Blick auf die Welt. Die gleiche Leidenschaft für Bücher teilten auch seine Freunde und sein Sohn. Genau an der Stelle, an der Rubens vor 400 Jahren bis tief in die Nacht in seinem Internet avant la lettre blätterte, befindet sich jetzt der neue Eingang zum Rubenshuis und der Bibliothek. Mit ihren hunderttausend Publikationen, alten Drucken, Dokumentationen zu Kunstwerken und Archivunterlagen ist sie genau der richtige Ort für alle, die Kunst lieben oder wissenschaftliche Forschung betreiben, um sich in Rubens‘ Leben und Werk sowie das seiner damaligen flämischen und europäischen Kollegen zu vertiefen. In den langen offenen Regalen werden aktuelle und jahrhundertealte Stücke ausgestellt: von Monografien über Kataloge von Ausstellungen, Auktionen oder aus dem Kunsthandel bis hin zu Dossiers mit zahlreichen Fotos, (Zeitungs-)Ausschnitten und Artikeln. Von hier aus haben die Besuchenden auch einen wunderschönen Blick auf den Garten und das Wohnhaus. Die neue Bibliothek wirkt wesentlich offener. Jeder ist herzlich willkommen und kann selbst Bücher aus den Regalen nehmen. Der Besuch ist kostenlos und ohne vorherige Anfrage möglich.

Einen ganzen Monat lang wird gefeiert

Amenra, mehro, Pleun van Engelen, Hantrax, Meskerem Mees, Tsar B, OVERLAST, Sven Rayen, Joost Zweegers, Soe Nsuki sowie eine Vielzahl anderer Künstler und Musiker eröffnen ab 30. August feierlich das Rubenshuis. Einen Monat lang bieten musikalische und verbale Talente von heute und morgen ein vielseitiges und überraschendes Angebot an Konzerten, Performances, Führungen, Vorträgen und DJ-Sets. Die letzten Tickets für diese Veranstaltungen erhalten Sie auf der Webseite.

Die Restaurierung des Künstlerhauses wird fortgesetzt

Mit der Eröffnung des neuen Besucherzentrums des Rubenshuis ist die erste Phase des Masterplans abgeschlossen. Die zweite Phase umfasst die Restaurierung des Künstlerhauses, das zurzeit noch geschlossen ist. Die von Rubens entworfene Architektur kann jedoch vom Garten aus bewundert werden. Die Besuchenden erhalten auch Zugang zum monumentalen Innenhof samt Loggia.  

Die Arbeiten werden schrittweise durchgeführt. Sie sind notwendig, um die beiden historischen Gebäude - mit dem allergrößten Respekt – ins 21. Jahrhundert zu lotsen. Die Restaurierung des Künstlerhauses und des angrenzenden Kolveniershofs ist eine komplexe Angelegenheit, an der in den kommenden Jahren hart gearbeitet wird. Frühstens 2030 soll alles fertig sein.