Das Rubenshaus kündigt seine Zukunftsvision mit einem neuen Empfangsgebäude von Robbrecht en Daem Architekten an

16. März 2021

Robbrecht en Daem Architekten haben ein von Rubens inspiriertes Empfangsgebäude entworfen. Das neue Empfangsgebäude des Rubenshauses wird am Hopland errichtet und somit diskret seitlich neben der berühmten Blickachse vom Portikus zum Gartenpavillon liegen. Es beherbergt ein multimediales Erlebniszentrum, ein Museumscafé und einen Lesesaal, sowie die umfangreiche Bibliotheksammlung des Rubenianums, und bildet ein wichtiges Glied in der Zukunftsvision des Rubenshauses und des Rubenianums.

Unsere Stadt ist wirklich mit zwei hervorragenden Einwohnern gesegnet: Rubens und Moretus! Ihre Häuser werden die Besucher in Erstaunen versetzen und bei ausländischen Touristen große Bewunderung hervorrufen.” Mit diesen Worten drückte der Humanist und Antwerpener Schöffe Jan Woverius am 1. Oktober 1620 in einem Brief seine Bewunderung für die Häuser seiner berühmten Mitbürger aus. Wie vorausschauend Woverius damals war, beweisen die Besucherzahlen 400 Jahre später. Das Rubenshaus empfing in den letzten Jahren ungefähr 200 000 Besucher pro Jahr aus über 30 Ländern. Auch das Rubenianum, das die weltweit größte Bibliothek und das umfangreichste Dokumentationsarchiv über frühmoderne flämische Kunst beherbergt, verzeichnet wachsendes Interesse in wissenschaftlichen Kreisen und platzt förmlich aus allen Nähten. Der Abschluss der Restaurierungsarbeiten am Portikus und Gartenpavillon ist ein Meilenstein in der Geschichte des Rubenshauses. Jetzt verlangt auch der Rest der Stätte nach einem vergleichbaren Ansatz: mit viel Respekt vor der Arbeit des Meisters und ebenso großem Innovationsgeist wie Rubens. Die Stadt Antwerpen und Robbrecht en Daem Architekten (teilweise i. Z. m. Callebaut Architekten) entwickeln eine neue Zukunftsvision, die den Wert des Kulturerbes stärkt, den Druck auf die Stätte reduziert und die Person von Peter Paul Rubens erneut in den Fokus rückt.

Am Hopland 13 wird ein neues Empfangsgebäude errichtet. Das Grundstück befindet sich hinter der heutigen Gartenmauer am Hopland zwischen zwei höheren Gebäuden. Hopland 13 wird ein sehr zugängliches Empfangsgebäude, ausgestattet mit allen notwendigen Besuchereinrichtungen. Es beherbergt ein multimediales Besucherzentrum, das Rubens und dem Ort gewidmet ist, an dem er wohnte und arbeitete, sowie ein Museumscafé, einen öffentlichen Lesesaal des wissenschaftlichen Instituts, die Bibliothek und eine Menge Backoffice-Funktionen. Robbrecht en Daem Architekten haben den Neubau in einem offenen Dialog mit der Agentschap Onroerend Erfgoed und der Stadt Antwerpen innerhalb des Gesamtansatzes in Bezug auf das geschützte Kulturerbe konzipiert. Für die neue Fassade am Hopland und an der Seite des Rubensgartens suchen sie nach einem ausgewogenen Verhältnis, das auf die reiche Bautradition italienischer Palazzos verweist. Die Fassade wird aus horizontalen Linien und vertikalen zylindrischen Elementen aufgebaut. Auf diese Weise wird eine Einheit zwischen den neuen Fassaden geschaffen, die ihrerseits mit der Fassade des Rubenshauses interferieren. Während die städtische Bausubstanz dem Garten den Rücken zukehrt, soll am Hopland 13 eine Fassade dem Garten zugewandt werden, die eine Antwort auf die Fassade des Rubenshauses in Richtung Garten bietet. Da die neue Fassade abstrakt gestaltet wird, lenkt sie nicht vom prestigeträchtigen Rubenshaus ab. Durch die Verwendung runder Elemente entsteht sowohl tagsüber, als auch in der Abenddämmerung und nachts im Gebäude ein faszinierendes Spiel von Licht und Schatten.

Das zeitgenössische Gebäude, das zahlreiche Verweise auf Rubens enthält, wird an der Stelle errichtet, an der Rubens 1639 seine umfangreiche und tonangebende Bibliothek unterbrachte. Die übereinander gestapelten Säulen verweisen auf die „Muskelmasse“ bzw. die ausdrucksstarke „Körperlichkeit“ im Oeuvre des Meisters. Seine Vorliebe für große Diagonalen wird in die Geometrie des Gebäudes und den Parcours übertragen, der nie senkrecht, sondern der Struktur von Wendeltreppen folgend von einer Diagonalen zur anderen verläuft. Der häusliche Aspekt dieses einzigartigen Ortes spiegelt sich in zwei riesigen Bücherregalen wider, die sich - einander gegenübergestellt - über eine Höhe von 6 Etagen erheben. Sie erzeugen sowohl in den öffentlichen Empfangsbereichen, als auch in den Arbeits- und Studienräumen des Gebäudes eine gewisse Geborgenheit. Das neue Gebäude ist 6 Stockwerke hoch und fügt sich wunderbar in das bestehende städtische Gewebe am Hopland ein. Aufgrund seiner Lage etwas abseits der wichtigsten perspektivischen Achsen wirkt es trotz seiner Größe im Verhältnis zum Rest der Stätte eher zurückhaltend, diskret und unaufdringlich. Das neue Empfangsgebäude steht völlig im Dienst des Universums des Meisters.

Der Neubau am Hopland 13 verschafft der gesamten Stätte mehr Atemraum und ermöglicht einen neuen Routenplan, der den Einblick in Rubens’ Leben und Arbeit erweitert und vertieft. Die Besucher gehen vom Wapper - wo der vorübergehend errichtete Pavillon verschwindet, sodass wieder ein ungehinderter Blick auf die Fassade möglich ist - in Richtung Neubau. Dort ist Zeit und Raum, um das 21. Jahrhundert hinter sich zu lassen und immer tiefer in Rubens’ Lebens- und Arbeitswelt einzudringen. Im Erlebniszentrum können die Besucher in das berauschende Universum eintauchen, in dem Rubens einst lebte und arbeitete. Danach verlassen sie Hopland 13 durch den Garten und begeben sich auf der Suche nach dem Künstler links in den Atelierflügel, um dort das geschäftige Treiben im großen Atelier, sowie das Atelier der Lehrlinge im italienischen Flügel kennenzulernen. Danach folgt Rubens Privatsphäre im flämischen Flügel. Nach Verlassen des Künstlerhauses stehen die Besucher Auge in Auge mit dem atemberaubenden Portikus und dem Gartenpavillon. Dann führt der Weg durch den Garten zurück in Richtung Empfang.

Neben diesen Eingriffen von Robbrecht en Daem Architekten wird auch der Museumsgarten - unter Berücksichtigung der Vergangenheit den neuen Bedürfnissen entsprechend - als zentrale Verbindungsachse völlig neu gestaltet. Der neue Entwurf - ein eigensinniger Verweis auf das 17. Jahrhundert - enthält Gartenwege und Laubengänge als Begrenzung. Bei der Wahl der Pflanzen wird auf die Arten zurückgegriffen, die in Rubens’ Zeit verwendet wurden. Der Garten wird ein Musterbeispiel für in der Tradition verwurzelte Innovation.

Auch im Künstlerhaus selbst lassen sich einige Eingriffe nicht vermeiden, um den Druck auf das Museum zu reduzieren und es für kommende Generationen zu erhalten. Fundamentale Änderungen sind aufgrund des historischen Charakters nicht immer möglich, durch intelligente, chirurgisch genaue Eingriffe können jedoch viele Probleme behoben werden. Der Masterplan strebt nach einer maximalen Verbesserung in den Bereichen Klimakontrolle, Erlebnis und Zugänglichkeit.

Die Zukunftsvision betrifft das gesamte Gelände des Rubenshauses: das Künstlerhaus, den Garten und den angrenzenden Kolveniershof. Sie verbessert die Infrastruktur und verleiht der Stätte wieder den lebendigen und inspirierenden Zusammenhang des 17. Jahrhunderts. Fortan stehen nicht länger die Gebäude oder Funktionen im Fokus, sondern Rubens selbst. Die Zukunftsvision beinhaltet auch eine physische und inhaltliche Verbindung zwischen dem Rubenshaus und dem Rubenianum: Die Einrichtungen werden zu einer einzigen Organisation. Dank des Zusammenspiels zwischen dem Neubau, dem neuen Routenplan, dem neu angelegten Garten und dem umgebauten Künstlerhaus ist das Rubenshaus ab 2024 bereit für die Zukunft.

Ein wichtiger Hebel bei der Verwirklichung dieser Zukunftsvision sind die Subventionen von Tourismus Flandern, das mit einer Einlage in Höhe von knapp 3 Millionen Euro den in Rücksprache mit der Agentschap Onroerend Erfgoed erstellten Gesamtplan für das Künstlerhaus und dessen Umgebung fördert. Auch die Stadt Antwerpen unterstützt das Gesamtprojekt mit großzügigen Investitionen und stellt noch in dieser Legislaturperiode 17 Millionen Euro für den Bau zur Verfügung. Die Arbeiten beginnen im Herbst 2021 und verlaufen in mehreren Abschnitten. Das gesamte Projekt wird 2024 abgeschlossen.

Daten:

Programm: Masterplan für das vollständige Gelände, Bau eines neuen Empfangsgebäudes (mit Empfang, Erlebniszentrum, Buchladen, Museumscafé und Rubenianum, Studienzentrum für flämische Kunst aus dem 16. und 17. Jahrhundert), sowie Entwicklung eines neuen Routenplans.

Auftraggeber: Stadt Antwerpen

Lage: Hopland 13 und Wapper 9-15 Antwerpen

Daten: 2017 - 2024

Oberfläche: 2.600 qm

  • Konzept Masterplan & Entwurf Hopland 13: Robbrecht en Daem Architekten i. Z. m. Callebaut Architekten (Restaurationsarchitektur), Bureau d’Etudes Greisch (Stabilität), hp engineers (Technik), Daidalos-Peutz (Akustik) und Björn Schmelzer (Kunstintervention)
  • Verwaltungspläne Rubenshaus, Rubensgarten und Kolveniershof: Robbrecht en Daem Architekten i. Z. m. Callebaut Architekten, Ars Horti Landscape Architects, Ruben Williaert

Restaurierung & Archäologie.

  • Dialog & Forschung: Agentschap Onroerend Erfgoed, Flämischer Baumeister, Stadtbaumeister, Denkmalpflege & Archäologie Stadt Antwerpen, Stadtentwicklung Stadt Antwerpen, Unternehmen und Stadtmarketing Stadt Antwerpen.
  • Projektüberwachung & Durchführung: AG VESPA Antwerpen.
  • Entwurf & Gestaltung des Gartens: Ars Horti Landscape Architects.
  • Forschung einschließlich Künstlerhaus: Maat_werk architecten BV i. Z. m. KIK/IRPA Koninklijk Instituut voor het Kunstpatrimonium, Physitec, RCR studiebureau, Stabitec, EVA-International.
  • Dachrestaurierung des Künstlerhauses: Maat_werk architecten BV & Monument Vandekerckhove.
  • Routenplan: Studio Dott & Robbrecht en Daem Architekten.
  • Mit Fördergeldern der Stadt Antwerpen und der Flämischen Gemeinschaft mittels Subventionen von Tourismus Flandern.
pers.rubenshuis.be/media/album/11911https://pers.rubenshuis.be/media/album/11911

 

Masterplan for the Rubens House

PDF - 5.6 Mb

Nadia De Vree

Perscommunicatie Cultuur, Stad Antwerpen

Harlinde Pellens

Communicatie Rubenshuis, stad Antwerpen

 

 

Über Rubenshuis

Der Meister hat hier viele Jahre mit seiner Familie gewohnt und mit seinen Kollegen und Assistenten im selbst entworfenen Atelier gearbeitet. Viele Werke seines umfangreichen Oeuvres sind in diesem Haus im Herzen Antwerpens entstanden