Das Rubenhaus vollendet die Restaurierung des Portikus und des Gartenpavillons

Der Portikus und der Gartenpavillon - die beiden Blickfänge des Rubenshauses - können wieder vom breiten Publikum bewundert werden. Die Restaurierung wurde nach anderthalb Jahren abgeschlossen, sodass die beiden Gebäude jetzt - dank einer Kombination aus konservierenden und schützenden Maßnahmen - erneut in ihrem alten Glanz erscheinen. Auch die gebildhauerten Details kommen nach der akribischen Restaurierung wieder voll zu ihrem Recht. Eine gläserne Überdachung schützt den Portikus und verhindert Steinerosion und Verschmutzung. Die Besucher betreten Rubens’ Haus wieder so, wie er es vor Augen hatte: mit einem spektakulären Blick auf den Portikus und den Gartenpavillon. Der Meister hat beide Elemente selbst entworfen. Sie gelten heute als seltene Spuren von Rubens als Architekt.

Der Gartenpavillon und der einem Triumphbogen nachempfundene Portikus des Antwerpener Rubenshauses wurden vollständig nach einem Entwurf von Peter Paul Rubens errichtet und gelten heute weltweit als seltene Spuren des Meisters als Architekt. Nach seiner Rückkehr aus Italien im Jahr 1608 führte Rubens aufgrund seiner Faszination für die antike und zeitgenössische italienische Architektur diesen Stil auch in Antwerpen ein. 1610 kaufte er zusammen mit seiner ersten Frau Isabella Brant ein Grundstück mit Gebäude am Wapper in Antwerpen, das er nach eigenen Entwürfen zu einem italienischen Palazzetto mit einem halbrunden Skulpturenmuseum, einem Atelier und einem herrlichen Garten umbauen ließ. Rubens hat seine Vorstellung von Baukunst nur ein einziges Mal in die Praxis umgesetzt und sich dabei als Architekturkenner von Format erwiesen. Das Haus sah nach dem Umbau aus wie ein italienischer Palazzo und verkörperte Rubens’ Ideale: die Kunst der römischen Antike und der italienischen Renaissance.

Rubens’ Stadtpalast machte auf seine Zeitgenossen einen überwältigenden Eindruck. „Sein Haus wird bei den Fremden Staunen und bei den Einheimischen Bewunderung wecken”, meinte 1620 der Stadtsekretär. Der monumentale Portikus und der Gartenpavillon wurden bereits kurz nach ihrer Vollendung u. a. von Anthony van Dyck und Jacob Jordaens auf Gemälden dargestellt und auch Rubens selbst verwendete die beiden Gebäude auf seinen Werken oft als Kulisse.

Seit September 2017 waren der Portikus und der Gartenpavillon zu Zwecken der Konservierung und Restaurierung mit Gerüsten umstellt. Vorher wurden zahlreiche Studien durchgeführt. Spezialisten hatten bereits seit den 1990er Jahren die beiden architektonischen Elemente regelmäßig untersucht. Die Auswirkungen der Witterungsumstände auf den Erhaltungszustand waren deutlich erkennbar und einige Maßnahmen – wie eine vorübergehende hölzerne Dachkonstruktion über dem Portikus – dringend erforderlich. Der Zustand des Portikus wurde von diesem Augenblick an genau beobachtet und untersucht.

2012 schlossen sich mehrere Experten aus dem Kulturerbebereich zu einer Beraterkommission zusammen, um mögliche Lösungen für eine Restaurierung zu untersuchen. Nach Abschluss der Studien und Proberestaurierungen entschieden sich die Experten für eine Kombinationen aus konservierenden und schützenden Maßnahmen. Ziel der Konservierung und Restaurierung waren der maximale Erhalt des Materials und die Stärkung des Erscheinungsbildes. Fehlende Teile der Bildhauerarbeiten wurden nicht ergänzt und strukturelle Verbesserungen nur dort angebracht, wo es für den Erhalt unbedingt notwendig war. Das ursprüngliche Erscheinungsbild des Portikus und des Gartenpavillons ist trotz des Formverlusts und Verschleißes noch ausreichend vorhanden.

Nachdem die Flämische Gemeinschaft das Dossier genehmigt hatte, konnte am 18. September 2017 die eigentliche Restaurierung in Angriff genommen werden. Nach dem Abbau der vorübergehenden Dachkonstruktion und der Entfernung der Bronzevasen, sowie der Skulpturen von Merkur und Minerva begannen die Reinigungsarbeiten. Ein Team von vier Steinrestaurateuren übernahm die akribische Restaurierung der gebildhauerten Teile und behandelte jeden einzelnen Steinsplitter. Das gesamte Verfahren dauerte ein Jahr.  Die harmonische Einheit des aus Leichtputz, Sandstein und dunklem Hartstein errichteten Gartenpavillons wurde wiederhergestellt und auch der aus vielen verschiedenen Steinsorten zusammengesetzte Portikus erhielt wieder seinen alten Glanz. In einer letzten Phase wurde die gläserne Konstruktion errichtet, die den Portikus vor Niederschlägen schützen und Formverlust und Verschmutzung entgegenwirken soll. Auf dem Wapper wurde ein hoher Kran aufgestellt, der die verschiedenen Bauteile der Konstruktion Stück für Stück über die Fassade des Museums hievte, was zu spektakulären Bildern führte. Die Überdachung selbst wurde im Innenhof des Museums zusammengesetzt. Die 30 Tonnen schwere Konstruktion besteht aus einer Überdachung aus dreilagigen 6 cm dicken Glasplatten, die in rostfreie Stahlprofile geklemmt, über die gesamte Länge mit Blei beschwert und in den Säulen verankert wurden. Die Skulpturen und Vasen aus Bronze stehen auf dieser Überdachung.

Nach anderthalb Jahren ist die Restaurierung abgeschlossen. Die Besucher können jetzt Rubens’ Haus wieder so betreten, wie er es vorgesehen hatte: mit einem spektakulären Blick auf den Portikus und den Gartenpavillon.

 

Besucherinformationen

Restaurierter Portikus und Gartenpavillon

Ab 29. März 2019

Nadia De Vree

Pressekoordination für Museen und Kulturerbe Antwerpen

Über Rubenshuis

Der Meister hat hier viele Jahre mit seiner Familie gewohnt und mit seinen Kollegen und Assistenten im selbst entworfenen Atelier gearbeitet. Viele Werke seines umfangreichen Oeuvres sind in diesem Haus im Herzen Antwerpens entstanden